Verfahren zur auditiven und visuellen Darstellung der Klangfarbenvariabilität historischer Flöten
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Abstract:
Zur Zeit von Renaissance und Barock gehörte es zum gewohnten Hörbild von Flöten, dass die Klangfarbe stark von Ton zu Ton variiert. Dies ist einerseits durch die relativ einfache Bauform mit Grifflöchern bedingt, bei denen Klappen nur sehr selten realisiert wurden. Daher sind verschiedene Gabelgriffe anzuwenden, die den Klang beeinflussen. Andererseits verlangte das ästhetische Ideal der Zeit eine starke Differenzierung in Rhythmus (inégalité), Artikulation und Klangfarbe. Die Variation der Klangfarbe von Ton zu Ton ist damit nicht einfach ein konstruktiver Mangel, sondern wesentlicher Teil zeitgenössischer Musikästhetik. Grundsätzliche Veränderungen der Konstruktion bewirkten darüber hinaus deutliche Unterschiede im Timbre zwischen Renaissance- und Barockflöten sowie zur modernen Böhmflöte. Wie lässt sich der Gesamtklang eines Instrumentes mit starker Variabilität von Ton zu Ton verdeutlichen und analytisch erfassen? Der Beitrag befasst sich mit Ansätzen für den subjektiven und objektiven Vergleich des Gesamtverhaltens von Block- und Traversflöten in historischen Bauformen.Hierzu wird die Verwendung von Farbskalen untersucht, die spektrale Eigenschaften kodieren und einen schnellen Vergleich unterstützen. Dem assoziativen Gehalt der Klangfarbe kommt dabei besondere Bedeutung zu.Die Anwendung der vorgestellten Methodik auf moderne Böhmflöten liefert darüber hinaus Hinweise, in welchem Maße der von Böhm angestrebte einheitliche Klang von Ton zu Ton beim Spiel tatsächlich realisiert wird.