Der Lärm der anderen – Die Krise des Verursacherprinzips
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Abstract:
Der Lärmschutz ist ein wichtiges Instrument zur Verminderung störender akustischer Einwirkungen auf den Menschen, insbesondere über die Identifizierung von Geräuschquellen und die Minderung der Emissionen. Das Verursacherprinzip regelt dabei die Zuweisung zu Lärmquellen und deren Betreibern. Allerdings verursacht jeder Mensch zahlreiche Geräusche. Als Sprache und Musik sind diese ebenso lebensnotwendig wie solche Geräusche, die durch eigene Aktivitäten ausgelöst werden und lebenswichtige Rückmeldungen vermitteln. Beim Lärmschutz stehen heute Beeinträchtigungen des Wohlbefindens im Vordergrund, die nicht primär an die Lautheit des Geräusches gebunden ist. Eigene Geräusche werden selten als störend empfunden. Der wahrgenommene Lärm ist fast immer der Lärm der anderen. Zu den lärmexponierten Personen tritt eine wachsende Zahl von Menschen, die von Beschwerden und Maßnahmen des Schallschutzes betroffen sind. Dazu gehören Musiker sowie Veranstalter und Gäste von Konzertveranstaltungen und Partys. Lärmschutz etabliert sich zunehmend auch als Kulturverhinderer. Wie ist zu verfahren, wenn die klare Trennlinie zwischen Verursachern und Betroffenen verschwimmt, und Personen zugleich zum Lärm beiträgt und von Lärm und Lärmschutz betroffen sind? Der Beitrag zieht Parallelen zur Situation im Klimaschutz. Es wird versucht, Richtungen für die Lösung von Problemen zu erkunden, die durch eine komplexe Verflechtung von Verursachung und Wirkung sowie unklare Zuweisungen von Opfer- und Täterrollen gekennzeichnet sind.