Gehörbezogene Modellierung der Dissonanz
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Abstract:
In der (westlichen) Musiktheorie werden verschiedenen Tonintervallen unterschiedliche Grade der Dissonanz zugeschrieben. Dabei wird eine Unterscheidung zwischen entweder konsonanten oder dissonanten Intervallen getroffen, eine kontinuierliche Betrachtung der Dissonanz für beliebige Frequenzintervalle ist nicht gegeben, weswegen das Konzept nicht direkt auf technische Problemstellungen, beispielsweise der Geräuschbewertung von Elektrofahrzeugen, angewendet werden kann. Darüber hinaus werden unterschiedliche Pegelverhältnisse zweier Komponenten nicht berücksichtigt, da zur musikalischen Beurteilung der Dissonanz nur das spezifische Frequenzverhältnis zur Interpretation herangezogen wird. Generell ist bisher nicht eindeutig geklärt, ob die Dissonanzwahrnehmung auf erlernten Prinzipien beruht oder auch ausschließlich mithilfe grundlegender Hörmechanismen erklärt werden kann. In einem Hörversuch wurde untersucht, ob sich Paare gleicher Dissonanz für grundlegend verschiedene Tonintervalle durch adaptives Einstellen der Pegelverhältnisse bilden lassen. Durch diese Variation des Pegelverhältnisses war es möglich, die wahrgenommene Dissonanz von sehr dissonanten Intervallen an Intervalle mit gering ausgeprägter Dissonanz anzugleichen. Dieser Umstand deutet darauf hin, dass ein solcher perzeptiver Ansatz bestimmte Aspekte der Dissonanzwahrnehmung abbilden könnte. Ein gehörbezogener Modellansatz auf Basis der Summenautokorrelationsfunktion für die Einhüllendenschwankungen zeigt, dass sich nicht nur der Einfluss des spezifischen Pegelverhältnisses sondern auch die wahrgenommene Dissonanz verschiedener musikalischer Intervalle über die reinen Signaleigenschaften quantitativ vorhersagen lassen.